In den kommenden Wochen möchte der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Gilserberg auszugsweise Kapitel aus dem im zweiten Quartal 2016 erscheinenden Buch von Dr. Joachim Klug veröffentlichen. Es erscheint unter dem Titel „Auf medizinischer Spurensuche im Gilserberger Hochland - Aus dem Leben eines Landarztes".

Folge 1: Medizinische Versorgung nach 1945

(Dr. Joachim Klug)

Vereine und Verbände - Arbeitskreis Gilserberg Klug Praxis 1-2002 2Nach der totalen Änderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in 1945 stellte sich bald heraus, dass sich Gilserberg wegen seiner zentralen Lage im Gilserberger Hochland und anderer günstiger Eigenschaften für die Niederlassung eines Arztes besonders eignete. Zunächst war es Dr. König, der als Flüchtling nach Gilserberg gekommen war und im Haus Nordmann wohnte. Dr. König war - zusammen mit Dr. Schweizer (Privatarzt, Chirurg und Landwirt) und Dr. Handstein - im Kreis-Adressbuch von 1950 belegt, wobei für Dr. Handstein Lischeid als Ort angegeben wurde.

Dr. Handstein ließ sich erst nach 1950 in Gilserberg nieder. Er praktizierte zunächst bei Familie Lehsau, dann im Gemeindehaus und ab 1955 im eigenen Wohnhaus in der Bahnhofstrasse. Die Privatpraxis von Obermedizinalrat Dr. Schweizer lohnte sich damals, da viele Landwirte noch nicht krankenversichert waren.

Außerdem arbeitete für einige Jahre der Zahnarzt Herberg in Gilserberg. Darüber hinaus soll erwähnt werden, dass sich nach 1945 auch eine Dentistin (Frau Hillmer) um Zahnkranke kümmerte, offenbar in Zusammenarbeit mit einem selbsternannten Zahnarzt. Lange vor dieser Zeit - im 19. Jahrhundert - soll sich der Sattler und Schmied Steller (Dorfname "Resteller") im heutigen Haus Badenhausen ums Zahnreißen bemüht haben.

Die Apotheke Hilgenberg in Treysa richtete um 1950 eine Nebenstelle im umgebauten Synagogengebäude ein, die später auf den Apotheker Knauerhase überging. So mussten die Medikamente nicht mehr in Jesberg oder anderswo geholt werden. (...) Wenn ich vom alten Landarzt spreche, muss ich an dieser Stelle noch mal auf Dr. Handstein zurückkommen, der mir in den Jahren fast zum väterlichen Freund wurde. Dr. Handstein hatte während seines gesamten Berufslebens keine Vertretung und keinen freien Tag. Das Urbild des alten Landarztes, noch mit über 80 Jahren vertrat er mich und bis zu seinem Tod war er fast täglicher Gast in unserer Praxis. Er holte sich die Neuigkeiten an der Anmeldung und sammelte dann meine gelesenen Fachzeitschriften ein.